Trupa Trupa

Recenzja Headache – Auftouren

Als der werte Kollege Pascal Weiß im vergangenen Jahr in seiner (Vor-)Auswahl zu irgendeinem Quartalsrückblick den Namen Trupa Trupa in Verbindung mit „Headache“ in seinen Charts erwähnte, wollte ich ob des seltsamen Namens mehr wissen.

Der Weg führte zur Bandcamp-Seite der polnischen Band, wo das dort präsentierte Album in Gänze goutiert werden konnte. Was von mir damals als „ganz ansprechend“ und „irgendwann einmal ein wenig genauer anhören“ einstweilen zur Seite geschoben wurde, erfährt nun seine offizielle Deutschland-Veröffentlichung und bedarf durchaus weiterer warmer Worte.

Polen spielt bislang auf der internationalen musikalischen Landkarte keine tragende Rolle, und doch schwappen vor allem Bands der härteren Gangart immer mal wieder auch in die internationale Wahrnehmung herüber. Trupa Trupa haben es dahingehend im vergangenen Jahr mit „Headache“ immerhin ins Blickfeld solch aufmerksamer Magazine wie The Quietus und Tinymixtapes geschafft, vor allem in ihrer Heimat fanden sie darüber hinaus in zahlreichen Hitlisten Erwähnunh, so dass sich ein intensiver Blick auf die musikalische Arbeit der vier Musiker im Detail lohnt.

„Headache“ ist dicht und trotzdem abwechslungsreich: Schattierter, abgetönter und leicht angeschrägter Indierock, dem auch ein gewisser Hang zur Psychedelik nicht fremd scheint und der die Stimmen von Grzegorz Kwiatkowksi und Wojciech Juchniewicz wie ein um sie herum tobendes und immer wieder aufflackerndes Gewitter umfängt. Die Stimmung ist bedrückt, in Teilen gar trostlos, wie es die Zeilen in „Wasteland“ verraten: „wasteland, wasteland in my mouth, wasteland wasteland in my eyes, wasteland, wasteland all I see.“ Dazu umkreisen sich stetig wiederholende Keyboard- und Gitarrenklänge und düngen den Nährboden für trübe, aber in ihrem Gefühlschaos packende Momente.

Die Titel auf „Headache“ schimmern ebenso wenig hoffnungsfroh, und doch verfangen sich Songs wie „Rise And Fall“, mit seinem zerbrechlichen Kopfstimmenduett vor tief tönenden Saiten und stolpernden Walzerschritten, im Wind des Aufbegehrens. Hinter jeder Ecke lauern neue Gefahren, droht ein anderes Szenario, wobei die vier Musiker jeden Blickwinkel mit gleichermaßen experimentierfreudiger wie energischer Leidenschaft ausleuchten. So braucht der Titelsong ein gutes Drittel seiner neun Minuten dafür, zum Song zu werden und baut dabei eine immense Spannung auf, die sich in einer tosenden Abwärtsspirale zu einem hirnzermarternden Monster verwandelt. Doch immer wieder ziehen sich Trupa Trupa auch zurück, können durchaus auch gefühlsbetont und sanft, wie es das eröffnende „Snow“ und das irgendwo zwischen Sonic Youth und Morphine oszillierende „Halleysonme“ eindrucksvoll beweisen.

Immer wieder trifft man bei „Headache“ auf scheinbar zufällig dahingeworfene Assoziationen, die sowohl die frühen Mörderballaden eines Nick Cave oder die leidenschaftliche Wucht des Bruders im Geiste Stara Rzeka evozieren. Das macht das Album zu einer dichten und in seinen engen Grenzen begeisternden Tour de Force, die man gerne auch in der Wiederholung durchlebt.

Carl Ackfeld, www.auftouren.de

Recenzja Headache – Auftouren